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Promotionsprojekt

Wie sieht der Übergang in die Arbeitswelt für bildungsbenachteiligte Jugendliche (z.B. mit Migrationshintergrund) in unterschiedlichen europäischen Ländern aus? Wie gehen unterschiedliche Systeme der Unterstützung von Jugendlichen mit dem Thema Migration, Ethnizität und Herkunft um?

Das sind die Fragestellungen, denen ich im Rahmen meiner Promotion nachgehe.

Landkarte EuropaArbeitstitel der Dissertation ist: Unterstützung bildungsbenachteiligter Jugendlicher im internationalen Vergleich am Beispiel der Übergänge in die Arbeit von jungen Erwachsenen mit Migrationshintergrund

Vor dem Hintergrund sich wandelnder und schwieriger werdender Bedingungen beruflicher Integration stellt sich die Frage, inwiefern politische und pädagogische Konzepte der Förderung Bildungsbenachteiligter noch angemessen auf die pluralisierten Lebenslagen von jungen Frauen und Männern in der Übergangsphase reagieren. Während bis in die 90er Jahre Politik und Forschung von einer europäisch betrachtet günstigen Situation in der Bundesrepublik ausgingen, liegt Deutschland, was die Arbeitslosigkeit Jugendlicher betrifft, mittlerweile über dem Durchschnitt aller OECD-Staaten. Überproportional betroffen davon sind junge Frauen und Männer mit Migrationshintergrund. Dennoch werden mit Fördermaßnahmen Jugendliche mit Migrationshintergrund in geringerem Maße erreicht als es ihrem Anteil an den arbeitslosen Jugendlichen entsprochen hätte. Ein ähnliches Bild ergibt sich in allen Maßnahmen der Bundesagentur für Arbeit für die unter 25-Jährigen.

Gegenstand der Arbeit ist die Frage nach der der Herstellung von “Ethnizität” im Übergangssystem in Deutschland, Frankreich und UK. Die Studie richtet den Blick auf sozial- und bildungspolitische Strukturen und Konzepte, wie etwa den vereinseitigend-individualisierenden Benachteiligungsbegriff, wie er in der Bundesrepublik für junge Erwachsene mit Migrationshintergrund vorherrscht. Untersucht wird, wie Konzepte der Benachteiligtenförderung in den drei Ländern mit nationalstaatlicher Integrationsweise und den jeweiligen Sozialstaatstraditionen zusammenhängen und eine je spezifische Form der Herstellung und Reproduktion ethnischer Differenz im Sinne der Kulturalisierung sozialer Ungleichheit hervorbringen. Die Auswahl der beiden Vergleichsländer UK und Frankreich basiert auf einem ’theoretical sampling’ mit den beiden Dimensionen Typ des Übergangsregimes und Integrationsweise.

Nutzen/Transfer: Auf politischer Ebene können die Ergebnisse der Studie wichtige Erkenntnisse liefern, wie die bildungs-, sozial- und arbeitsmarktpolitischen Instrumentarien der Unterstützung im Übergang systematisch bestimmte Ausschließungsformen hervorbringen. Auf der Ebene einer Handlungstheorie sozialpädagogischer Übergangshilfen kann die Untersuchung dazu beitragen, konkrete Ansatzpunkte für eine Sozial- und Bildungspolitik zu entwickeln, die der Ausdifferenzierung von Lebenslagen eher gerecht werden als klassisch auf “Jugendliche mit Migrationshintergrund“ als Zielgruppe ausgerichtete Fördermaßnahmen.

Forschungsmethoden: Methodisch wird ein Untersuchungsansatz der vergleichenden Rekonstruktion gewählt. Übergangssysteme werden dabei mit einem an das Modell der Übergangsregime angelehnten Ansatz operationalisiert. Einzelmethoden sind:

  1. Dokumentenanalyse
  2. ExpertInneninterviews
  3. Qualitiative Meta-Analyse nationaler und internationaler Erhebungen zu Unterstützungsmaßnahmen im Übergang Schule-Beruf

Das Promotionsvorhaben wird mit einem Stipendium der Hans-Böckler-Stiftung gefördert und ist eingebettet in den Rahmen einer Nachwuchsforschungsgruppe am Institut für Erziehungswissenschaft der Universität Tübingen.