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Europäische Konferenz „Outreach Work 2014“ in Oslo

Am 3. und 4. April 2014 fand eine spannende Konferenz zum Thema Streetwork und Outreach Work in Oslo statt, an der ich teilgenommen habe. Ein Abstract und die Folien zu meinem Beitrag „Inequalities in young people’s transitions and the dilemmas of dealing with it in reflective practice and research“ findet sich auf der Konferenz-Website. In einem weiteren Artikel ist die Videoaufzeichnung des Vortrags verlinkt.

Abgesehen von der perfekten Organisation bestach die Konferenz durch die Vielfalt der Beitragenden und Teilnehmenden. Über 300 StreetworkerInnen, Verbandsverantwortliche und Forschende aus 20 Ländern waren angereist, um sich über neue Entwicklungen in den Bereichen Mobile Jugendarbeit, Outreach und Streetwork auszutauschen.

Einen hervorragenden Einstieg in das Konferenzthema – nach einem Grußwort des norwegischen Thronfolgers Kronprinz Haakon und diverser anderer hochrangiger norwegischer Politiker – bot mit seinem Überblicksvortrag Walter Lorenz von der Freien Universität Bozen. Er verstand es nicht nur, gegenwärtige Trends der sich wandelnden Bedingungen des Aufwachsens in Europa prägnant auf den Punkt zu bringen, sondern auch konzis auseinanderzusetzen, welche Herausforderungen sich dadurch für den professionellen Umgang mit Kindern und Jugendlichen ergeben – nicht nur in aufsuchender Arbeit im engeren Sinne, sondern für den gesamten Bildungs- und Sozialbereich. Folien von Walter Lorenz ebenfalls auf der Konferenzwebsite.

Somit war ein breiter, aber für viele der zu verhandelnden Fragen passender theoretisch-zeitdiagnostischer Rahmen geschaffen, in dem sich die stärker speziellen Praxis- und Theorieproblemen widmenden Plenums- und Workshopbeiträge entfalten konnten.

Herauszuheben aus meiner Sicht ist die Bandbreite an Lebenslagen und Konstellationen, mit denen sich aufsuchende Arbeit inzwischen beschäftigt: von der Frage nach gesellschaftlicher Partizipation als Kern oder als Gefahr der Indienstnahme aufsuchender Arbeit (Graeme Tiffany) über die gestiegenen Anforderungen an das Management von Streetwork (Else Kristin Utne Berg) und der Frage des Umgangs mit Jugendaufständen als Teil jugendlichen Aktivismus (Björn Anderson) bis zu neuen Angebotsformen etwa für jugendliche HausbesetzerInnen reichten die Themen – und wie immer auf Konferenzen war die Zeit oft viel zu kurz oder der Raum für ausgiebige Diskussionen durch das dicht gedrängte Programm schon aufgebraucht, als es spannend wurde. So auch im Workshop zu Jugendunruhen: drei Teams aus Stockholm, Zaragoza und Marseille berichteten aus ihrer Praxis vor dem Hintergrund gewaltförmiger Protestformen. Wobei schnell klar wurde, dass zwischen den Unruhen in den nördlichen Vierteln Stockholms, die nach einem ähnlichen Muster wie die frranzösischen 2005 oder die britischen 2011 abliefen, und den allgemeinen, auch von Jugendlichen stark vorangebrachten Protesten gegen den Umgang mit der Wirtschaftskrise in Zaragoza Welten liegen. Und bevor Zeit war, darüber zu diskutieren, worin die Unterschiede jetzt genau bestehen und wie wir diese bewerten können oder warum Marseille 2005 relativ wenig brennende Autos erlebte, war die Zeit auch schon um. Abstract zum Workshop hier.

Immerhin bestand am Abend bei einem gemeinsamen jugendkulturell inspirierten Stadtspaziergang und der anschließenden Party ausgiebig Gelegenheit, Diskussionsfäden vom Tag noch einmal aufzugreifen.

Mein Beitrag zur Konferenz bestand nicht nur aus dem oben bereits genannten Plenumsvortrag, sondern auch aus der eher heiklen Aufgabe eines die zwei Tage bilanzierenden Schlusswortes unter dem Stichwort „The need for further research in this field – what kind of research would benefit the development of outreach work with young people?“.

Insgesamt gesehen eine sehr gewinnbringende Veranstaltung, deren Plenums- und Workshop-Beiträge per Videoaufzeichnung auf Youtube zur Verfügung stehen. Die Folien zu den Vorträgen sind auf der Konferenzwebsite einzusehen: outreachwork.webprosjekt.com/2014/